Mit dem Fahrrad bis nach Frankreich

Das Mountain-Bike-Projekt in Seeheim-Jugenheim

Uli Rosenkranz ist Lehrer und arbeitet in Seeheim-Jugenheim an der Dahrsberg-Schule. Hier werden 40 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, die in bestimmten Fächern besondere Unterstützung brauchen. Dabei legt der Lehrer großen Wert auf individuelles Lernen:

„Seit 2020 haben wir bestimmte Dinge geändert“, erklärt Rosenkranz.

„Als der neue Schulleiter kam, begannen wir Dinge anders zu machen. Schüler*innen sollen nach ihren eigenen Möglichkeiten und nach ihrem eigenen Tempo lernen“, führt er aus.

Die Schüler*innen beginnen am Anfang des Schultages zu lernen. Sobald sie das Gefühl haben, etwas verstanden zu haben, legen sie einen Könnensbeweis ab. Am Ende des Schuljahres gibt es idealerweise eine ganze Liste von Könnensbeweisen. Letztlich soll so auch der Hauptschulabschluss erreicht werden, beschreibt Rosenkranz die Methode.

Mit dem Fahrrad bis nach Frankreich

Uli Rosenkranz lehrt naturwissenschaftliche Fächer. Ganz besonders hebt er dabei hervor:

„Ich möchte, dass die Schüler*innen die Welt verstehen.“

Deshalb richtet er seinen Stoff an alltäglichen Fragen aus. Das erklärt er an einem Beispiel:

„Na ja, ich stell schon mal die Frage, was verbrennt eigentlich auf der Sonne? Holz, Öl? Von da aus frage ich dann weiter und komme so auch beispielsweise zum Rechnen, wenn wir dann rausfinden, wie weit eigentlich die Sonne von der Erde weg ist.“

Neben dem Schulstoff ist Rosenkranz seit Jahren auch mit dem Thema Fahrradfahren beschäftigt. Am Schuldorf Bergstraße arbeitet Ulrich Rosenkranz im Feld von Inklusion. So betreut er seit 2011 ein gemeinsames Fahrradprojekt des Schuldorfs Bergstraße und der Dahrsbergschule.

„Wir machen Unterricht auf dem Fahrrad, wie z.B. Werksbesichtigungen auf dem Fahrrad“, erklärt er.

Aber auf Rädern wird nicht nur gelernt, es werden auch Ausflüge gemacht. Bereits dreimal wurden Klassenfahrten auf dem Fahrrad unternommen. Dieses Jahr sogar bis nach Frankreich.

„Wir haben die Fahrräder geschnappt und sind los“, erzählt Rosenkranz.

Mit acht Schüler*innen zwischen 8 und 17 Jahren ging es auf dem Rhein-Wanderweg auf große Tour. Nach vier Tagen erreichte die Fahrradgruppe Lauterburg auf der französischen Seite der Grenze.

„Hier gibt es einen schönen See mit klarem Wasser und einem Wasserpark. Auf den Rutschen und im Ninja-Parcours hatten die Schüler*innen viel Spaß.“

Die Gruppe hatte ein Jahr lang für die große Fahrradreise trainiert, denn jeden Tag musste sie Etappen von 60 Kilometer zurücklegen.

„Das haben die Schüler super gemacht, es gab überhaupt keine Klagen“, freut sich Ulrich Rosenkranz.

Die Staatsgrenze zu überqueren war für viele Schülerinnen und Schüler etwas Besonderes. Denn:

„Viele unserer Schüler*innen kommen gar nicht so viel herum, schon gar nicht ins Ausland. Es ist ein Beitrag zur Völkerverständigung.“

Passend zum Projekt spielte das Wetter mit. Nachdem die Gruppe bis zur Grenze im Regen fuhr, ging die Sonne auf, als sie das Ziel erreichte.

Abschließend hat der fahrradbegeisterte Lehrer noch einen Weihnachtswunsch:

„Ich wünsche mir, dass unser System an der Dahrsbergschule Schule macht. Wenn jedes Kind in seinem Tempo lernen kann, ist es ja egal, wer neben mir in der Bank sitzt… Ich wünsche mir, dass die Schwachen von den Starken profitieren und umgekehrt… Ich wünsche mir, dass unser Schulsystem irgendwann kluge Köpfe hervorbringt, die wir brauchen…“