Tipps für mehr digitale Barrierefreiheit

Auch in der Online-Welt gibt es viele Barrieren, die die Teilhabe für behinderte Menschen erschweren oder sogar verhindern können. Vor allem für blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen müssen verschiedene Vorgaben beachtet werden, so dass ein Screenreader die Inhalte aus- und vorlesen kann. Ab Mitte des Jahres 2025 wird mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtend, dass alle öffentlichen Dienstleistungen im digitalen Raum, unter anderem Websites und Apps, barrierefrei zugänglich sein müssen.
Aber auch jede*r Einzelne von uns kann mit ein paar Kniffen viel bewirken und die eigenen Texte barriereärmer gestalten. Und auch hier gilt, Barrierearmut ist für alle Nutzenden von Vorteil.

Daher haben wir Ihnen hier ein paar nützliche Tipps und Anlaufstellen zu digitaler Barrierefreiheit zusammengestellt, so dass möglichst alle Menschen von Ihrer Arbeit profitieren.
(Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich auch die Verständlichkeit von Informationen, darüber informieren wir Sie aber in einem anderen Türchen).

Tipps & Tricks

Überschriften in Word über die „Formatvorlagen“ erstellen
Wenn Sie ihre Kapitel und Überschriften über die Formatvorlagen von Word, zu finden unter dem Reiter „Start“, als Überschriften kennzeichnen, werden diese von einem Screenreader auch als Kapitel erkannt. Der nutzenden Person wird dann am Anfang ein Inhaltsverzeichnis, welches für andere Nutzende unsichtbar ist, wenn es nicht gezielt erstellt wurde, vorgelesen. Darüber kann dann durch den Text navigiert und von Kapitel zu Kapitel gesprungen werden.
Schreiben Sie ihre Überschriften hingegen nur als Text und formatieren diese nicht über die Formatvorlagen, müssen Nutzende von Screenreadern durch den gesamten Text lesen, um einzelne Kapitel zu finden.
Genauso verhält es sich übrigens auch mit Tabellen und Listen. Werden diese mit den Tools von Word formatiert, werden sie auch als solche ausgelesen.


Beim Umwandeln von Word in PDF Dokumente „exportieren“ wählen
Ein häufiger Fehler, der beim Umwandeln von Word- in PDF-Dokumente passiert, ist die Auswahl der „Print to PDF“-Funktion, also dem Erstellen der PDF durch Drucken. Während die PDF für sehende Nutzer*innen wie gewohnt aussieht, löscht sich für Screenreader-Nutzende die gesamte Struktur (z.B. Kapitel und Überschriften) oder das gesamte Dokument wird als leere Seite angezeigt.
Daher ist es unerlässlich, PDF-Dateien immer durch das „Exportieren“ zu erstellen. Gehen Sie dafür in Word auf den Reiter „Datei“, dann links auf „Exportieren“ und dann auf „PDF-Datei erstellen“.

Bei Bildern und Grafiken: Alternativtext ist nicht gleich Bildunterschrift
Verwenden Sie in einem Dokument oder auf einer Website Bilder oder Grafiken, so sollten Sie diese untertiteln beziehungsweise einen Alternativtext hinzufügen. Ein Screenreader liest der nutzenden Person auf einer Website zum Beispiel zunächst nur das Wort „Bild“ oder den Dateinamen vor. Wenn Sie einen Alternativtext hinterlegt haben, so wird dieser vorgelesen, bleibt aber für andere Nutzer*innen unsichtbar. Kontextabhängig macht es Sinn, in diesem Text kurz (max. 80 Zeichen) zu beschreiben, was man auf dem Bild sieht oder, wenn es sich um ein Logo oder einen Link handelt, zu schreiben was dort steht oder wohin man weitergeleitet wird. Die Bildunterschrift kann lediglich aus Informationen zum Urheberrecht bestehen oder, für alle Nutzenden sichtbar, beschreiben, was auf dem Bild zu sehen ist. Wichtig ist hierbei nur, sich zu entscheiden und keine Bildbeschreibung in die Unterschrift und den Alternativtext zu legen, da von einem Screenreader beide Informationen ausgelesen werden und sich somit doppeln würden.

Barrierefreie Online-Videos
Auch beim Erstellen von Videos gibt es ein paar Dinge zu beachten, so dass möglichst viele Menschen die Inhalte wahrnehmen können. So ist zum Beispiel immer hilfreich, die W-Fragen mündlich zu klären: Wer wird gezeigt? Was passiert? Wann spielt der Film? Wo befinden wir uns? Zudem sollten Text-Einblendungen und Bauchbinden vorgelesen werden. Wie auch bei allen Texten gilt für Videos, dass eine gut lesbare Kontrastierung wichtig ist. Helligkeit und Farbe des Hintergrunds und der Schriftfarbe sollten sich also nicht zu ähnlich sein, am besten wird Text noch einmal Farbig hinterlegt. Viele weitere Tipps hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) unter dem folgenden Link zusammengestellt: 5 Tipps für ein barrierefreies Video – hörfilm.info

Weitere Informationen & Anlaufstellen

Die erste Anlaufstelle in Hessen zur Umsetzung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetztes und zur Barrierefreiheit im digitalen Raum ist das Landeskompetenzzentrum Barrierefreie IT (LBIT). Auf deren Seiten finden Sie umfangreiche Informationen und praktische Checklisten für Word, PDF, Excel und Powerpoint: Startseite | Barrierefreie IT Hessen