Gespräch mit Frank Schäfer (Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen e.V.)
Frank Schäfer ist Beamter und arbeitet seit Langem beim Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er ist 59 Jahre alt und neben seiner Tätigkeit für den Landkreis ist er der Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen e.V. (BSBH).
„Der Blinden- und Sehbehinderten Bund in Hessen wurde 1925 gegründet. Die Idee ist, dass sich Sehbehinderte und Blinde in erster Linie selbst um ihre Anliegen kümmern“, beschreibt Schäfer die Zielsetzung des Vereins.
Seitdem vertritt der BSBH die Interessen seiner Mitglieder, berät jedoch auch sehbehinderte und blinde Menschen sowie ihre Angehörigen, die nicht Mitglied beim Verein sind.
„Nächstes Jahr feiern wir Jubiläum“, freut sich Schäfer.
Der Verein verfolgt in seiner Arbeit zwei Schwerpunkte:
„Zum einen beraten wir Menschen bei Fragen rund um das Thema Blindheit und Sehbehinderung. Das können Alltagsfragen sein wie, wo bekomme ich eine Uhr, die sprechen kann. Aber es geht auch um schwierige Fragen im Sozialrecht. Also, wo bekomme ich als blinder oder sehbehinderter Mensch welche Leistung“, führt der Vorsitzende aus.
Die Beratung von blinden und sehbehinderten Menschen hat sich in den letzten Jahren verändert. Früher genügte es, selbst blind oder sehbehindert zu sein, um andere beraten zu können.
„Mittlerweile achten wir darauf, dass die Berater auch psychologisch geschult sind und Kenntnisse zum Thema Kommunikation haben“, unterstreicht Frank Schäfer.
„Blickpunkt Auge“, wie das Beratungsangebot des BSBH heißt, ist in verschiedenen Städten in Hessen vertreten, u.a. auch in Darmstadt. Darüber hinaus gibt es eine Online-Beratung, unabhängig vom Wohnort.
Neben der Beratung im Alltag setzt sich der BSBH auch für politische und rechtliche Ziele beim Thema Blindheit und Sehbehinderung ein.
„Dabei wenden wir uns vor allem an die Politik, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Hier engagieren wir uns im Sozialrecht, setzen uns für das Ausgleichen von Nachteilen ein, für einen barrierefreien Nahverkehr oder, dass beim Bauen die Barrierefreiheit eingehalten wird.“
Frank Schäfer betont, dass es mit der Verabschiedung eines Gesetzes nicht getan ist.
„Gesetze werden auf kommunaler Ebene mit Leben gefüllt. Wir achten also auch darauf, dass die Umsetzung vor Ort klappt“, erklärt er.
Zur Barrierefreiheit im öffentlichen Raum kommt in den letzten Jahren auch die Barrierefreiheit im Internet.
„Immer mehr Anwendungen werden ganz oder teilweise digital angeboten. Das fängt bei der Bank an und endet bei Formularen im Amt. Hier setzen wir uns dafür ein, dass blinde und sehbehinderte Nutzende die Dokumente entsprechend lesen und bearbeiten können.“
Der BSBH hat z. Z. 1500 Mitglieder. Das Beratungsangebot „Blickpunkt Auge“ kann auch von Nicht-Mitgliedern genutzt werden. Aber:
„Es ist wie bei der Gewerkschaft. Wenn nicht genug Leute mitmachen, kann der Verein nicht aktiv sein. Ein Beratungsangebot kann dann auf Dauer nicht mehr angeboten werden. Es klappt nur, wenn sich genug Leute kümmern und mitmachen“, betont Schäfer.
Für Weihnachten hat der Vorsitzende des BSBH zwei Wünsche:
„Zum einen wünsche ich mir neue, motivierte Mitglieder. Die Arbeit steht und fällt ja mit dem Engagement der Leute.“
Zum anderen hat Schäfer auch eine Botschaft an die Politik:
„Wenn schon gespart werden muss, spart nicht bei den Leuten mit Behinderung. Die sind dann doppelt getroffen, einmal durch allgemeine Sparmaßnahmen in anderen Bereichen, aber auch durch Kürzungen bei besonderen Leistungen. Das ist objektiv ungerecht“, sagt Frank Schäfer zum Schluss.
Die Website des Blinden- und Sehbehindertenvereins findet sich hier:
Das Beratungsangebot „Blickpunkt Auge“ in Darmstadt findet sich unter:
https://www.bsbh.org/beratung-information/blickpunkt-auge/darmstadt